Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1926


[Miszelle]

Kleine Mitteilungen

 

Kahlfraß an Eichen. Die Eichen unserer Wälder gewährten im Frühjahre 1925 einen recht traurigen Anblick. Sobald das junge Grün erschienen war, wurde es von einer kleinen Raupe, der Larve des Eichenwicklers, abgefressen.


Kahlfraß an Eichen.
Phot: Wilh. Blohm.
Steinhorster Forst, Juni 1925

Wer mit einiger Aufmerksamkeit durch den Wald gegangen ist, hat nicht nur die kahlen Bäume gesehen, sondern auch den reichlichen Raupenkot gefunden, der wie feiner schwarzer Pfeffer auf den Blättern des Unterholzes und auf den Waldwegen lag. An stillen Tagen konnte man die trockenen Kotstückchen fallen

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hören - überall, wo Eichen standen, knisterte es auf dem trockenen, vorjährigen Laube. Von Anfang Juni an ließen sich die Räupchen an feinen Fäden vom Baume hernieder, um im Waldboden ihre Verwandlung durchzumachen, und wer um diese Zeit durch den Bestand ging, dessen Kleidung wurde mit Fäden überzogen und mit Raupen übersät. - Schon im Jahre 1924 war der Eichenwickler häufig. doch nicht so wie im vorigen Jahre; der milde Winter hat das bewirkt. Das beifolgende Bild ist Ende Juni aufgenommen; fast sollte man meinen, die Aufnahme wäre Anfang Mai gemacht. Aber das Unterholz aus Hasel und Buchen steht in vollem Laub. Es wurden Befürchtungen laut, viele Eichen könnten eingehen. Das ist nicht geschehen, denn als der Johannistrieb erschien, war die Raupenzeit vorüber, und die Eichen wurden grün. Die Eiche rechts auf dem Bilde hat schon einige neue Blätter. Freilich kann ein Baum in solchen Jahren keine "Fortschritte" machen, er muß seine ganze Kraft auf seine Erhaltung anwenden. - Das Heer der Singvögel ist im großen und ganzen machtlos gegen ein so massenhaftes Auftreten eines Schädlings. Immerhin ist es dankbar anzuerkennen, daß die Forstverwaltung Nistkästen für Höhlenbrüter anbringen läßt. So wurde von der Oberförsterei Koberg schon 1925 eine große Anzahl Starenkästen ausgeliefert, und jetzt sind wiederum über zweitausend Staren- und Meisenkästen in Auftrag gegeben. Die kleinen Helfer des Forstmannes, Schlupfwespen und Raupenfliegen, die ihre Eier in oder an die Raupen der Forstschädlinge legen, sind dem Laien unbekannt, und doch tragen gerade diese Insekten viel dazu bei, eine Plage zu beseitigen.

WILH. BLOHM.

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