Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1939


Unverständlich gewordene,
aber doch noch deutbare Orts- und Flurnamen
im südwestlichen Lauenburg.

Von Studienrat i. R. Walter Lührs, Hamburg-Großflottbek.
 

Eine unter Umständen recht ergiebige Quelle der Geschichte der Heimat neben mündlicher Überlieferung und schriftlicher Aufzeichnung
bedeuten die Orts- und Flurnamen. Großenteils sind diese Namen ohne weiteres zu verstehen, einerlei, ob sie in plattdeutscher oder hochdeutscher Fassung erklingen. Viele andere, besonders ältere wie auch längst außer Gebrauch gekommene Namen, entziehen sich den noch so gut gemeinten Versuchen einer Deutung, weil sie im Lauf der Zeit unverständlich geworden sind. Trotzdem gelingt es jahrelanger, gewissenhafter und, ehrlich gestanden, von "Glückszufällen" begünstigter Forschung, wie sie der Verfasser dieser kleinen Plauderei der orts- und namenkundlichen Seite der Geschichte des südwestlichen Lauenburg einschließlich Bergedorfs zugewandt hat, gelegentlich einer Deutung auf die Spur zu kommen.

Verhältnismäßig leicht ist das bei den Ortsnamen Börnsen (dem Namen nach ab 1217 bezeugt), Kröppelshagen, Dassendorf (beide ab 1334) und Fahrendorf (ab 1230), die, wie "Brunstorf" (ab 1299), offensichtlich das Andenken an die Männer bewahren, die bei der durch den Sachsenherzog Heinrich den Löwen und den Grafen Adolf II. von Holstein möglich gewordenen Neubesiedlung Lauenburgs und Ostholsteins neue, wenn nicht überhaupt die ersten Dorfgemeinschaften schufen, d. h. in diesem Fall an Männer, deren Namen BORNO 1), CRUPILO oder CROPEL 2), TASO oder DAS 3) und FARO 4) gewesen sein mögen.

Um nun bei der Besprechung der übrigen unverständlich gewordenen Namen eine gewisse Reihenfolge innehalten zu können, wollen wir sie danach ordnen, was sie uns trotz allem darüber zu erzählen wissen, was die Siedler in dem neuen Lande vorfanden, wie sie es nutzten und wie sie das Land zur Heimat machten.

I. Unter den gut 140 auf Berge weisenden Namen ziehen nur wenige unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wir könnten den Höchelsberg (ab 1705) bei Geesthacht und den Sühmberg (ab 1877) bei Hamwarde hervorheben. Da wir neben anderen die Schreibungen "Höckelßberg"
(1705) und "Vorm Hügels Berg" (1754) finden, dürfen wir den Höchelsberg mit seinen 94 m Höhe, also auch noch aus einem anderen
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1) Förstemann "Altdeutsches Namenbuch" (1913-16), Bd. I, Sp. 328 u. 542.
2) Ebd. Sp. 377 und Bd. II. Abt. 1, Sp. 1742.
3) Ebd. Bd. I, Sp. 388 und Bd. II, Abt. 1, Sp. 832.
4) Vgl. W. Brückner "Die Sprache der Langobarden" (1895), S. 246.

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Wir bringen diese Abhandlung um so lieber, als sie Schwierigkeiten nicht aus dem Wege geht und auch das auswärts bestehende Interesse an unsern Verhältnissen fördert, ohne daß wir uns mit jeder Einzelerklärung einverstanden erklären können. Nach Abschluß des Aufsatzes werden wir über den Stand der von den Lehrern des Kreises bewirkten Flurnamensammlung berichten und ein erstes Ergebnis daraus veröffentlichen. SCHRIFTLEITUNG.

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Grunde, unbesorgt als den "HÖGELSTEN"

oder "Höchsten Berg" betrachten. "Sühmberg oder Sähmberg" südwestlich vom Dorf Hamwarde scheint aus der vermutlich ursprünglichen Fassung "SÜNN(EN)BARG" verderbt zu sein, gibt es doch schon zwischen Bille und Rothenbek einen "Sonnenberg" (ab 1743) und in Mecklenburg deren eine Menge 5). Ob hier etwa kultische Dinge, wie es von Hengst- oder Sonnenbergen angenommen wird 6), eine Rolle spielen oder nur die Lage in der Landschaft, können wir ohne weiteres allerdings nicht entscheiden.

An dem Westabhang einer 4,5 m hohen Erhebung in den Geesthacht-Düneberger Wiesen liegen die Lippblöcke (ab 1877). Zweifellos
bestimmt den Namen des einst in Blöcke, d. h. Ackerstücke von mehr quadratischer Form, eingeteilten Geländes das gemeingerm. Wort
"(die) LIET", mnd. LITE, ahd. (h)lita, nhd. "Leite", das als Gattungsname inzwischen wohl überall unterging, aber in Orts- und Flurnamen
weiterlebt 7) und "Abhang, Senkung" bedeutet.

Gleichfalls an Abhängen, und zwar an der Seite des Börnser Beks erblicken wir das Hellholz (ab 1746) in Börnsen. HELLE oder Helde für "abschüssiges Land und Niederung" 8), ein mit hd. "Halde" für "Abhang" verwandtes Wort 9), worunter man in der westlichen Altmark "gefährliche (wässigere) Fluren" 10) versteht, bezeichnet gewiß auch den Hellerkamp (ab 1716) wie den Wasserlauf Heller in Schwarzenbek.

Zu den besonders reizvollen Schönheiten unseres Waldes gehören die Grübben bei Escheburg, Börnsen, Wentorf, Wohltorf und Aumühle, die bereits in der Beschreibung der Wentorfer Grenzen v. J. 1290 urkundlich als GRIBBEN bezeugt sind, wie es um 1237 im Amt Grevesmühlen GRIEBEN 11) gab, womit hügeliges und meistens bewaldetes Gelände gemeint ist. Ob übrigens "Grippe" für "Schlucht oder Senke, auch kleinen Graben" 12) und "(der) Gripp" für "(Entwässerungs-) Graben 13), mnd. GRUPPE, f., für "Renne, Gruppe" und mnld. GREPPE 14), afrikaansch GRIP(PE), dazugehören, lassen wir dahingestellt. Daß die Namen Krim (ab 1716) der Arbeiterwohnhäuser an der Eisenbahn zwischen Aumühle und Friedrichsruh und Krehmer Berge
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5) Neumann "Die Flurnamen des Amtes Grevesmühlen" (Rostocker Dissertation, 1932), S. 139.
6) Ohlhaver "Großsteingräber und Grabhügel in Glauben und Brauch", in "Mannus", Bd. 29 (1937), Heft 2.
7) Jellinghaus "Die westfäl. Ortsnamen nach ihren Grundwörtern" (Kiel u. Leipzig 1895), S. 130, Mensing "Schlesw.-Holst. Wtb.", Bd. III, 489, Neumann S. 74 und Holsten "Am Grabe eines pomm. Wortes", in "Mtsbl. d. Ges. für Pommersche Gesch. u. Altertumskd.", Jg. 50 (1936), S. 209.
8) Prien "Neumünstersches Flurnamenbuch", in "Zs. für Schl.-Holst. Gesch.", S. 132, und "Ndd. Heimatblätter", Jg. 3 (1926), S. 111.
9) Mensing II, 726 f.
10) Seehaus, in "Nieders.", Jg. 22 (1917), S. 211.
11) Meckl. Urkb. I, 471.
12) Bathe "Die Herkunft der Siedler in den Landen Jerichow" (Halle, Diss. 1932), S. 71.
13) Mensing II, 483.
14) Holsten-Grippe in "Pomm. Fln.", im "Korrespondenzblatt d. Ver. für ndd. Sprachforschg.", Jg. 1935, Heft 48, 2, S. 28.


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(1743), wie vielleicht der Forstort Kraemel (ab 1744) einmal hieß, dem wegen undeutlicher Aussprache nicht mehr verstandenen Worte
"Grübben" entstammen, erscheint durchaus möglich, zumal (1784-1833) in den Wentorfer und Wohltorfer Grübben der Name Grübbenbepg vorkam. Wir dürfen gewiß sogar den anders nicht zu verstehenden Krabbenberg (ab 1724) im Sachsenwalde und in Börnsen hier nennen.

Als hochliegend erschien den von der Elbe her vordringenden Siedlern das Gelände, wo Hohenhorn, Worth und Hamwarde wurden.
Daß gemeingerm. "WORT", mit der ursprünglichen Bedeutung "Erhöhung (als Schutz gegen Wasser)", ags. als WEORD, WURD für "hochgelegenes Land", asächs. als WURD für "Boden, festgestampfter Platz" und mnd. als WORT, WURT für "aufgeworfene Erhöhung, Hofstelle" 15), zu ältest in BERLINCWORDEN (12. Jh.) für heutiges Berlewort i. Westf., belegt ist, dürfte bekräftigen, daß unser Worth (ab 1230), vielleicht zunächst als Einzelsiedlung, von Westfalen gegründet wurde. Die älteste Schreibung: HONWARDE weist schon darauf hin, daß das benachbarte Hamwarde (ab 1230) oder die "Hohe Wort" noch höher liegt. Unsicherer ist jedoch die Deutung des Wörther Koppelnamens "Auf dem Purworth" (ab 1775), wo es sich wenigstens gleichfalls um eine "Siedlungsstätte" handeln dürfte" 16).

Eine sandige Bodenerhebung muß den Forstortsnamen Sandschellen (ab 1876) in der Gülzower Forst veranlaßt haben, einen Namen, der 1809 auch in Zewelin aufgezeichnet wurde 17). Das Grundwort dieses Namens ist sicher mit dem Worte "(Erd-)Scholle" verwandt. Fast nicht mehr als ehemals wasserreiches Gebiet zu erkennen sind in Schwarzenbek an der Eisenbahn nach Friedrichsruh die Wiesen
Markrie (ab 1656), in deren Namen das Bestimmungswort auf "MARSCH" für "feuchtes Gelände" zurückgehen wird, ähnlich wie in dem Namen Musterriede (1784-1817) in der Gegend des Friedrichsruher Tonteichs "Muster" auf "Moos, Moß oder Müß" mit ähnlicher Bedeutung.

Das Brook zu Häupten des Bistals hieß zeitweise Gretenbruch (1746-86). "GREED" in diesem in verschiedenen Schreibungen erscheinenden Namen ist offenbar ein ursprünglich gemeinfries. Wort, das aber bis nach Pommern hin 18) als Gattungsname und Bestimmungswort für "grünes Weideland, Wiese, Anger" gesagt wird 19) und anscheinend auch dem Wohltorfer Kreetwärder (1746-1833) in oder an der Bille und der Brunstorfer Kreetwisch (1797) zu ihren Namen verhalf, obgleich die Schreibungen "Krentwisch" und "Kreutwisch" zwar nicht die Deutung "Krautwiese" zulassen, aber doch nachdenklich zu stimmen vermögen.
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15) Schiller-Lübben "Mnd. Wtb.", Bd. V, 790, und Neumann S. 67.
16)) Siehe S. 14!
17) F. L. Schulz "Die Fln. als Bausteine für d. Kultur- u. Siedelungsgesch. unserer Dörfer", in "Unsere Heimat" (Beilage zur Kösliner
Ztg.), Nr. 3-7 (Febr-April 1927), S. 217, und Grimm "Dtsch. Wtb." Bd. VIII (1893), 1771.
18) Holsten "Pomm. Wiesennamen", in Mtsbl. Pomm., Jg. 46 (1932), S. 169-77.
19) Mensing II, 474.
 

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Sumpfig ist es auch heute noch am Oberlauf des Schulenbrooksbeks zwischen Wentorf und Börnsen, wo es bereits 1290 in der Grenzbeschreibung Leegebrook und später Lesbrook (1746-92) und Les Brooks Heide (1746-87) hieß. "LEEG", mnd. LEGE, LECH, engl. LOW für "niedrig gelegen", kommt auch als Substantiv ndd. "LEDE, Leeg(de)", mnd. LEGEDE für "Niederung["] vor 20), das z. B. dem Bergedorf-Curslacker Leefeld (ab 1518) östlich vom Schleusengraben zum Namen verhalf, wie auch vermutlich den Brunstorfer Lehdeblöcken (ab 1745).

Ebenfalls auf "feuchtes Gelände" deutet der Name Ziegenkrug (ab 1709) des bekannten Geesthachter Gasthauses. Da dieses Haus, das übrigens noch heute im Besitz der Familie des Begründers ist, am 9. April 1709 weitab vom Dorf in ursprünglich "feuchter Niederung" an der Landstraße nach Lauenburg errichtet wurde, dürfen wir wohl unbekümmert die noch 1831 angewandte Schreibung "Seegen Krug" als "SEGENKROOG" lesen. "Sege(n), zu mnd. SEGEN für "niedersinken", nennt man nämlich eine "niedrige, mit Wasser gefüllte Stelle im Ackerland" 21). Dementsprechend trägt ein schmales Grundstück in Tesperhude den Namen Zeegenremel, der als "Ziegel Rehmen" um 1618 auch bei der Stadt Lauenburg bezeugt ist 22) und in verständlicher Fassung "SEGENREMEN" lauten müßte.

Auch an fließenden Wassern und zugehörigen Quellgcbieten ist kein Mangel. Zahlreich sind deswegen Namen mit dem Worte "BORN" vertreten. Zu ihnen können wir, wenn wir genügend auf die plattdeutsche Aussprache achten, gewiß drei im ersten Augenblick ganz andere Vorstellungen erweckende rechnen. Über die Lage der Butter­Horst (1787) in Wentorf ist leider nichts Näheres bekannt. Hingegen liegt der Butterbusch (ab 1877), pld. "Borrebusch" gesprochen, bei den Dassendorfer Rienwiesen, die auch "Bornkoppel" (ab 1877) heißen
und als Quellgebiet gelten, zeitweise vielleicht sogar "Bornwiese" (1745-83) hießen; jedenfalls finden wir in Brunstorf bei der Hasenbekshorst um 1797 ein Grundstück "Im Bornbusch" und noch heute in Wohltorf eine Koppel "Bornbusch" (ab 1927). Als Quellort des Dalbek kennen wir den Bornberg (ab 1746) in den gleichnamigen Jagen 98-102 und 116-118. Ein solcher "BORNBERG" kann auch der Butterberg nordwestlich vom Rappenberg gewesen sein, zumal die Karte der geologischen Landschaftsformen der Umgebung von Hamburg (1933) ein vom südwestlichen Hamwarde nach Wiershop verlaufendes Trockental zeigt.

Da unter "Rie(de) oder Riege" auch das Gelände zu beiden Seiten eines sogenannten Wasserlaufs verstanden wurde, wird es sich bei Mohlenwercks Reye (1664) im Forstort Langenbruch östlich am Wiedenort um eine "MÜHLENWEGSREIE oder -RIEDE", und zwar am "(Kröppelshagener) Mühlenweg" (1787) gehandelt haben.
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20) Ebd. III, 436.
21) Ebd. IV, 456.
22) "Land an der Elbe" (Nds. Mitt. d. Allg. Lbg. Landesztg.), Jg. 7 1934), S. 45.


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Nach seiner verhältnismäßig tiefen Lage ist gewiß, entsprechend dem Moore "Riehloh" bei Heede (Kr. Pinneberg) 23), der Forstort Rülau (ab 1630) bei Schwarzenbek benannt, der sich uns also als ein Rieloh oder "Loh oder Wald an oder in einer Rie", d. h. zum mindesten ehemals wasserreichem Gelände, darbietet.

Südlich vom Geesthachter Communionwärder entstand "von der Elbe angeschwemmtes ... mit Ruten besticktes Land" 24), das 1878 den Namen Hund trug, möglicherweise bei Versuchen, im Strome liegendes Land einzudeichen. "HUND" gilt in diesem Sinn als alter Name für "Land, Feld" 25) und wird zu ahd. UNTARON für "Weideplatz" gestellt 26).

Zu den Bodenvorkommen unserer Gegend gehört u. a. der LEHM, z. B. in Escheburg, wo der Name Laibarg (ab 1933) sicher eine Entstellung des dortigen Flurnamens "Lehmberg" (ab 1746) darstellt und die Vermutung nahelegt, daß in Escheburg einmal, wenn auch nur
kurze Zeit, eine Ziegelei gewesen ist.

Ähnlich wie Geländegliederung, Bewässerung und Bodenbeschaffenheit spiegeln sich Pflanzen- und Tierwelt in unseren Namen, ohne immer sofort erkannt zu werden.

So führte einst aus der Westerhäse ein Darmstieg (1724-82) an die Elbe, der nur ein "TANNENSTIEG" gewesen sein kann. Wie dem "Haseltal", dem späteren Dorfe (ab 1230) und Gutsbof Hasenthal auf der Grünhos-Tesperhuder Feldmark, wird der Haselstrauch auch dem Dassendorfer Acker Aasenbusch (ab 1783) den Namen verschafft haben.

Im Südwestteil der Wörther Feldmark muß einst ein größerer Lindenbestand gewesen sein. Zum mindesten läßt der Koppelname Grüne Linke (ab 1724), der sich allerdings die tollsten Entstellungen, wie "Greucken Lencken" und "Leicken" (1816), hat gefallen lassen müssen, aber auch zweimal als "(Am) GRÜNE(n) LINDE(n)" begegenet, [sic!] darauf schließen. Eine Bestätigung scheint der Name Auf dem Barst (ab 1724) für das nördlich angrenzende Gelände zu geben, den wir auch in den Fassungen "Aufm Bast" (1775) und "Aufn Jöhren Barst" (1775-81) lesen. Denn außer "Baumrinde" und "menschliche Haut" sowie "Getreidehülse, Bauch" 27) versteht man unter BAST, jedenfalls in Orts- und Flurnamen, "Weiden- oder Lindenholzung", wie z. B. in dem Namen des Lauenburgischen Dorfes Basthorst 22) und dem Stellinger Flurnamen "Im Bassel".

Zweifellos wiederum war die Börnser Koppel Im Bockshorn (ab 1746) einmal ein noch längere Zeit nach den ersten Rodungen stehengebliebener Buchenbestand, d. h. entsprechend anderswo bezeugtem "Eichhorn", aus dem Schäferholz herausragendes "BUCHHORN". Wir
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23
) Barth "Hemdingen. Die Siedlungs- u. Flurgesch. eines holst. Urdorfs ..." (Barmstedt i. Holst. 1936), S. 9.
24) Lt. Mitt. durch Rektor Haack in Geesthacht-Düneberg.
25) Strunk "Die Fln. des Vielandes", in "Mitt. der Männer vom Morgenstern", Jg. XXI (1923-24). S. 50.
26) Schoof in "Zs. für Volkskd.", XIV, 272.
27) Woeste "Wtb. d. Westf. Mundart" (Lpz. 1930), S. 22.
28) Mensing I, 244.


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erinnern uns dabei der Haltestelle "Buckhorn" der Walddörferbahn bei Volksdorf.

Einen nur noch in einzelnen Landschaften anzutreffenden Bewohner des Waldes, das SINGRÜN oder "Immergrün", hätten wir in alten Zeiten wahrscheinlich auf dem Sigrimsberg (ab 1743), d. h. in den Jagen 131, 134 und 144, begrüßen können.

Mit "HORST", einem nur für sächsische Siedlungen in Altsachsen und Südengland 29) kennzeichnenden Wort, das auch "Host" und "Hoos" gesprochen wird, meinte man ursprünglich gewiß "mit Strauchwerk oder jungen Schößlingen 30) bewachsenes, sich von der Umgebung abhebendes Gelände" 31) später "Hügel, Strauchgewächs", nie aber "wilden Wald" 32). Mindestens 50 von unseren Namen enthalten dieses Wort, unter ihnen vermutlich auch Hasenbekshorst (ab 1656), das zu Anfang sicher die Horst an dem "Bek in der Horst", d. h. an der heutigem Schwarzen Au, bezeichnete.

Eine ganz ähnliche Ursprungsbedeutung, nämlich: "Anhöhe, Hügel" 33), soll HEES gehabt haben. Zurückgehend auf lat. HEISA für "Gestrüppwald", bezeichnet das ags. HOS und asächs. HES lautende Wort vorwiegend den "Buschwald" 34). Wir hören es u. a. in Wester-Häse (ab 1856), wie der westliche Teil eines sich bis fast an die Stadt Lauenburg erstreckenden Waldgebietes hinter der Dynamitfabrik Krümmel heißt. Sind wir uns nun dessen bewußt, daß dieser Waldteil um 1780 noch Im Hasen Winkel (1775-82) hieß, in einer Art von Winkel zwischen Grünhof-Tesperhude und der Hasenthaler Forst liegt nnd vorwiegend Nadelholz, also jüngeren Holzbestand trägt, so liegt es nahe, hier einen alten "HEESWINKEL" anzunehmen, wie es ebenso beim Hohenhorner (1787) und vielleicht sogar beim Dassendorfer "Hasenwinkel" (ab 1664) möglich ist.

Einen Loh oder Wald auf oder hinter der Heide, einen "Heidloh" 35), müssen die Namen Hittlade (ab 1745) in Brunstorf und Hüttlau (ab 1907), der Jagen 9 in der Rülau, bezeichnet haben. Die dortigen "Holzkoppeln" lassen jedenfalls gelegentlich vorgenommenen Kahlschlag vermuten, der eine Veränderung der Pflanzendecke bewirkte.

Am und im Wasser wachsen u. a. LEESCH oder Liesch, auch "Lees oder Lusch" genannt, eine mnd. als LESCH für "Schilf, Ried" 36) bekannte Pflanzenart, die möglicherweise im Licschengrund (1753-1871) des Bergedorfer Stadtparks, gewiß aber beim Grünhof-Tesperhuder Lerchen Soll (ab 1775) und beim Leishof (ab 1877) im früheren Besenhorst und auf dem Lerchen Princk (1774), einer Bodenerhebung im Geesthachter Vie östlich vom Besenhorster Teich, gedieh.

(Schluß folgt.)

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29) Jell. Westf. S. 88.
30) Mnd. Hdwb.
31) Vgl. Kohls "Die Orts- u. Flurnamen des Kr. Grimmen (Vorpomm.)" (Greifswald, Diss. 1930), S. 66.
32) Jett. Westf. S. 88.
33) Tamm "Fries. Spuren in Dithmarschen", in "Zs. für Schl.-Holst. Gesch." Bd. 6 (1876), S. 61.
34) Mensing II, 700, und Neumann S. 20.
35) Vgl. Mensing II, 711.
36) Huntemann "Die pld. Namen uns. Kulturgewächse u. der wildwachs. Pflanzenarten" (Oldenburg 1931), S. 50.

 

 

 

 

 

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