Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1926


Noch einmal der weiße Storch.

[Miszelle, Rubrik: Kleine Mitteilungen]

[Wilhelm Blohm - Nusse]

Noch einmal der weisse Storch. Wie erschreckend die Zahl der Störche abgenommen hat, beweist die im 1. Heft dieser Zeitschrift mitgeteilte Umfrage des Landratsamtes.

In den Jahren 1896-98 war ich oft in Groß-Klinkrade. Ich zählte damals in diesem einzigen Dorfe 47 bewohnte Storchennester, - ich erinnere diese Zahl ganz genau, da ich sie öfter angeführt habe. Auf manchem Hause befanden sich zwei Nester, einige auch auf Bäumen an den Wiesen. Woher kommt diese unheimliche Abnahme des Storches? Seit jener Zeit sind die Gemeindejagden vielfach an Herren aus der Stadt, meistens an Hamburger verpachtet worden, und da der Storch unbestritten manches Rebhuhnnest plündert, auch den Junghasen nicht verschont, so ist ohne Frage früher mancher Storch abgeschossen worden. Das geschieht nun nicht mehr oder doch nur ganz selten, denn der Abschuß ist verboten. Außerdem aber hat das Trockenlegen der Sümpfe und Moore ein gut Teil zum Verschwinden des Storches beigetragen. Durch die Beringung der Störche ist jedoch nachgewiesen, das die meisten Störche in den Winterquartieren vernichtet werden. Ueberall in den Steppenländern wird ein heißer Kampf gegen die Wanderheuschrecke geführt. Vielfach werden die Pflanzen mit Schweinfurter Grün, früher wurden sie sogar mit Arseniklösungen besprengt. Die Störche fressen nun die vergifteten Heuschrecken und gehen zugrunde. - In Nusse hielt sich im letzten Sommer ein Storch auf, dem ein Pfeil aus dem Gefieder seitlich herausragte. Ein Negerjunge wird ihn wohl auf den Adebar "abgefeuert" haben. Hätte er ihn erwischt. dann wäre er ganz gewiß verspeist worden. denn das Fleisch des Storches ist schmackhaft - nicht nur für Neger.
 
W. BLOHM.


1926/1 - 22
 

 

 

 

 

 

 



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