Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1927


[Miszelle]

Aus alter und neuer Zeit

Der Maler Findorf und die mecklenburgische Rangordnung.

Von dem Lauenburger Maler J. D. Findorf erzählt Dr. Ahrens-Rostock im "Hamburger Fremdenblatt" eine drollige Geschichte. Er schreibt:

"Daß den Künstlern in dem Mecklenburg der alten Zeit ein Augustisch Alter blühte, eines Medizäers Güte ihnen lächelte, wird niemand behaupten wollen und dürfen. Erst Herzog Christian Ludwig, um die Mitte des 18. Jahrhunderts, zeigte sich als Freund der Musen: nicht nur die Musikpflege und das Theater suchte er zu fördern, sondern er war vor allem auch ein Verehrer und Kenner der Malerei. So zog er den tüchtigen Porträtmaler Denner, einen gebürtigen Hamburger, ins Land, und entdeckte selbst in einem Tischlergesellen, dem Lauenburger J. D. Findorf, ein starkes Malertalent. Diesem gewährte er nun die Möglichkeit zu künstlerischer Ausbildung, und nach Beendigung dieser Studien erwies er dem Künstler eine besondere Gnade, indem er ihm TITEL UND RANG EINES KAMMERDIENERS verlieh. Man lächle nicht! Die Auszeichnung war in der Tat eine hohe und ungewöhnliche! Denn nach der mecklenburgischen Rangordnung von 1704 gehörten die Kammerdiener der 13. Rangklasse an, zusammen mit den Professoren der Philosophie, den Ratsherren der Stadt Rostock und den Leutnants. Die Gardeleutnants standen freilich eine Stufe höher, in der 12. Klasse also, zusammen mit den Doktoren und Hofpredigern, und die Professoren der drei oberen Fakultäten (Theologie, Jus, Medizin) standen gar zwei Klassen über ihren philosophischen Kollegen. Noch eine Klasse höher, in 10 also, treffen wir die Bürgermeister der Stadt Rostock an, und über diesen wiederum, in Klasse 9, standen die Stallmeister der herzoglichen Jagdpferde. Auf der anderen Seite, unter den Kammerdienern und ihren Klassengefährten, den Philosophie-Professoren, kamen in Klasse 14 die Advokaten und Pastoren, in Klasse 15 die Registratoren, Kassierer, Bürgermeister, Schulrektoren; der letzten Klasse (24) gehörten u. a. die Kutscher an."

1927/2 - 74
 

 

 

 

 

 

 

 

 



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