Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1930


[Miszelle]

Aus alter und neuer Zeit

 

Volksaberglauben in Lauenburg. Noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde (in Dechow z. B. und auch in den Nachbardörfern) am 1. Weihnachtsfeiertage und am 1. Januar ein Hund oder eine Katze durch die Pferdetränke gezogen, bevor die Tiere selbst getränkt wurden. Diese Tränke bestand aus einem 3-4 Meter langen Holztrog, an dessen einem Ende ein Stopfen war, der zur Entleerung des Troges herausgezogen wurde. Geschah das nicht, so fror das Wasser über Nacht, und das Eis mußte dann mühsam herausgehauen werden.

Ein Mann in Dechow konnte Blutstillen und heilen. Als er - noch ein junger Knecht - das Blutstillen erlernt hatte, wollte er das neu erworbene Können ausproben. Sein Bauer schlachtete eine Sau und gab ihm die Schüssel zum Auffangen des Blutes, das reichlich strömte; in dem Augenblick wo er sich abwandte, drückte der Knecht seinen Daumen auf die Wunde und sprach heimlich: Blutsturz stah fast, von nun in alle Ewigkeit. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Sofort stand das Blut, und als der Bauer - erstaunt über das Aufhören des Blutstromes - wieder und immer wieder in den Hals des Tieres stach, kam doch kein Tropfen Blut mehr heraus. Mein Gewährsmann (der nicht genannt sein will) hatte als Kind (ca. 1875) einst unstillbares Nasenbluten, das der oben erwähnte Mann sofort zu stillen vermochte. Einst wurde dieser Mann zu einem Bauern nach Schlagsdorf gerufen, um das erkrankte Pferd zu heilen. Als er mit seinem Sohn an den Kreuzweg vorm Dorfe Dechow gekommen war, blieb er plötzlich stehen und sagte: "Schade, das Pferd ist tot", ging aber doch nach Schlagsdorf und fand dort einen andern Bauern beim Pferdebesitzer sitzend. Als der ihm den Tod seines Pferdes mitteilte, sagte er: Ich weiß es, um die und die Zeit ist es gestorben, und der, der da sitzt, hat Schuld daran.


1930/2 - 72
 

 


 


 

 

 

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