Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1932


Die Großtrappe (OTIS TARDA L.) in Lauenburg.

Von WERNER HAGEN, Lübeck.
 

Eine Umfrage nach einigen Wildarten, die das "Institut für Jagdkunde" in Berlin-Zehlendorf 1930 veranstaltete, ergab, daß die der südosteuropäisch-asiatischen Tierwelt angehörende, hühnerartige Großtrappe in der Nordmark nicht vorkommt. Es liegen aber besonders aus Lauenburg eine ganze Anzahl von Beobachtungen vor, nach der diese Vogelart nicht nur gesehen und erbeutet ist, sondern sogar gebrütet hat.

Bei BESENTHAL war die Trappe nach Mitteilung des von dort stammenden Kaufmanns Hundt-Lübeck am Anfang dieses Jahrhunderts Standvogel. Er hat sie ständig das ganze Jahr hindurch gesehen und vermutet, daß sie damals dort auch brütete. Kaufmann Möller-Lübeck, der die Jagd bei BESENTHAL und BERGHOLZ vom Jahre 1914-1924 innehatte, hat dort mehrfach im Frühjahr Großtrappen gesehen und eine einmal fast in Schußnähe vor sich gehabt. Vom Brüten konnte er nichts mehr berichten. Vor 50 Jahren war nach Lehrer Behrends-Gudow die Art bei ROSENGARTEN verbreitet. Im Jahre 1911 sind aber nur noch 1 oder 2 Großtrappen gesehen worden. Noch vor einigen Jahren hat der Kammerherr v. Bülow-Kehrsen ein brütendes Paar beobachtet, sie allerdings später niemals wiedergesehen. Beim Erblandmarschall v. Bülow-Gudow steht nach Behrends noch eine vor 50 Jahren geschossene Trappe. Jagdvorsteher Millahn hat sie dort in seinem Jagdrevier von 1900-1907 ständig als Brutvogel gehabt. Es balzten im Frühjahr 1, auch 2 Hähne, und es wurden 5-7 Hennen beobachtet. 1-2 Gelege sind stets ausgekommen. Durch Aufforstung großer Flächen wurden ihrer von Jahr zu Jahr weniger, trotzdem sie geschont wurden. 1912-1914 kamen sie noch hin und wieder vor. 1917 ist noch eine geschossen worden, seit dem Frühjahr 1920/21 hat er keine mehr gesehen. Auf der Bröthener Heide ist nach Förster a. D. Roeder eine Trappe im Jahre 1923 geschossen worden. Prof. Dietrich berichtet 1922, daß im Jahre 1900 ein Vogel und ein Gelege bei Mölln erbeutet worden sind. Nach Kaufmann Möller-Lübeck ist das aber bei GÖTTIN geschehen, von wo Claudius die Trappe schon 1866 angibt. Mittelschullehrer Böhncke schreibt mir, daß vor 20 Jahren (also 1911) mehrere Trappen bei SARNEKOW erlegt wurden. Behrends' Schwiegervater hat hier einst ein Gelege beim Pflügen gefunden. Als Kind hat seine Frau die Trappen wiederholt gesehen. 1916 erzählte mir Förster Nolte-Wotersen, daß sie bei GÜSTER brütet.

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Bei ROSEBURG ist im Sommer 1909 ein Gelege dicht am Elbe-TraveKanal gefunden und durch den Mittelschullehrer Feilcke dem Lübecker Sammler Peckelhoff gebracht worden. In des verstorbenen Möllner Senators Dettmann Sammlung steht eine Trappe von Gudow aus dem Jahre 1918 (S. "Lauenburgische Heimat" V. Jahrg. (1929) Heft 3 S. 69). 1916 bezeichnete mir Dettmann sie als bei GUDOW (Wasserkrug) brütend. In Dr. Herings Aufzeichnungen (1911) steht, daß nach Mittelschullehrer Böhncke auch bei GRAMBEK Trappen vorkommen. Lehrer Jessen-Grambek gab damals an, daß sie seit 1903 dort auftraten und 1911 noch vorhanden waren; sie sollen 1911 auf dortiger Feldmark gebrütet haben. Im Jahre 1916 erzählte mir Fischer Ries-Drüsen, daß etwa um 1910 7 Stück aus dem Steinfeld bei DRÜSEN geschossen worden sind. Mittelschullehrer Böhncke gibt an, daß 1925 eine Großtrappe bei Hollenbek erlegt sei, die dort beim Gastwirt Hagemann steht. Eine zweite, die er Dettmann-Mölln für seine Sammlung übergeben hat, ist ihm 1926 von dort gebracht worden. Hering, der 1929 über die Sammlung berichtete, gibt als Erbeutungsdatum den 25. April 1926 an. Gemeindevorsteher Haack teilt mir auf Anfrage mit, daß auch bei SEEDORF die Großtrappe vereinzelt vorkommt. In der Vogelsammlung von Schloß SEEDORF, die jetzt in alle Winde zerstreut ist, stand eine Trappe (Landesarchivar Schellbach). Ende Januar 1912 ist eine Großtrappe bei KLEMPAU angeschossen worden. Landesarchivar Schellbach teilt mit, daß in der Mecklenburg-Strelitzschen Enklave bei Alt-Horst ein "Trappenberg" liegt, und daß 1872 in DECHOW die Knechte des Hufners Isernhagen bei strenger Kälte das 6jährige Söhnchen aufforderten, einen Sack am Knick ein Weilchen aufzuhalten, da dann Trappen hineinlaufen würden. Die Knechte gingen abends öfter aus, "um Trappen zu fangen", brachten freilich nie eine nach Haus.

Es liegen demnach über das Vorkommen der Großtrappe in Lauenburg Mitteilungen vor, die bis 60 Jahre zurückliegen und mit dem Jahre 1926, wo an mehreren Orten in Schleswig-Holstein Trappen festgestellt wurden. enden. Über 17 erbeutete konnten in diesem Zeitraum festgestellt werden, dreimal wurden einzelne Gelege gefunden (Rosengarten, Sarnekow, Roseburg), bei Rosengarten 1900-1907 jährlich 1-2, an drei Orten haben außerdem die Trappen gebrütet (Güster, Grambek, Gudow), an zwei weiteren wurde das Brüten vermutet (Besenthal und Drüsen-Lehmrade). Viele wurden gesehen. Aus den letzten Jahren liegen leider keine Nachrichten mehr vor.

Dieses lauenburgische Brutgebiet ist sicher kein inselartiges, sondern hängt gewiß mit dem durch Mittel- und Südmecklenburg hindurchgehenden zusammen, wenn auch zwischen den als westliches Auftreten in Mecklenburg von Pastor Clodius im Mecklenburgischen Archiv genannten Ort, die sich etwa mit den in der Deutschen Jäger-Ztg. angemerkten decken, und den lauenburgischen eine Lücke von etwa 20 Kilometern klafft.

Wer kann weitere Angaben über das Auftreten der Großtrappe in Lauenburg machen? Jede Nachricht wird dankbar von der Schriftleitung der "Lauenburgischen Heimat" entgegengenommen.
 


 


 

 

 

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