Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1936


[Miszelle]

Kleine Mitteilungen

 

Die Ritzeraus auf Mustin. Der lauenburgische Adel - das ist ein Gegenstand, der noch einer umfassenden Darstellung wartet. Als Beitrag zu diesem Thema diene eine kurze Geschichte des Adels auf Mustin, insbesondere der Ritzeraus.

Die Ritzeraus sind alter lauenburgischer Adel. Jedoch erscheinen sie als Besitzer von Mustin erst am Vorabend der Reformation. 1473 gehörte der Hof noch dem Lüder von Darghetze. 1517, in dem Jahre der Reformation, besaß es HARTIG Ritzerau oder Ritzerow, der Ältere, dessen Sohn Hartig der Jüngere 1519 Ilsede v. Honstede ehelichte, die Hoffräulein der Herzogin Katharina von Lauenburg gewesen war. Stolz konnte der Bräutigam darauf sein, daß der Herzog Magnus die "Jungfrau mit ins Land gebracht" und ihm, dem Ritter, 300 M. Brautschatz, Gezierde und Kleidung zur Hochzeit schenkte. Ein langes Register ist erhalten, das von dem fürstlichen Geschenk Zeugnis gibt. Man erfährt dabei, daß der Herzog 19 Gulden zum Brautringe und für den Bräutigam einen goldenen Ring als Trauring schenkte. Bei der Übernahme des Gutes setzte sich Hartig mit seinen Brüdern und Verwandten auseinander. Sein Bruder hieß Arndt von R., sein Vetter Otto war Amtmann in Segeberg und Rat des Herzogs von Holstein. 1526 klagte der Ratzeburger Domdechant Joachim Niegemann beim Reichskammergericht wider die Gebrüder Hartig und Arndt v. R. zu Mustin wegen Störung in den Nutzungen des dem Domkapitel zu Ratzeburg gehörenden Dorfes Lankau. Hartig v. R. ist um 1532 gestorben.

Hartigs Bruder ARANDT folgte im Besitz des Gutes (1532). Seine vermutliche Tochter oder Nichte wurde um 1540 die Ehefrau des Ritters Jochim Wackerbarth auf Kogel. 1547 ist Arndt bei der Rechnungslegung der Kirchenkasse zu Mustin zugegen. Nach seinem 1553 erfolgten Tode stellte man fest, daß er jahrelang die jährliche Zahlung an die Kirche in Höhe von 2 M. versäumt hatte. Aber auch die Bauern hatten seit 1533 keine Pacht mehr bezahlt. So wurde die Reformation als Freibrief für versäumte kirchliche Pflichten mißbraucht.

PAUL Ritzerau folgte im Besitz des Gutes, der letzte des Geschlechts auf Mustin, und starb am 22. Juni 1578. Sein Schwiegersohn wurde 1569 gegen Erlegung von 3000 Talern damit belehnt: HANS V. RANZAU, wodurch die berühmte holsteinische Adelsfamilie auch lauenburgische Lehnsträgerin wurde. Er erbaute die "arx Mustina", eins der vielen, bedeutenden Ranzauschlösser. Als Hans Ranzau ohne Leibeserben starb, folgte sein Schwestersohn BALTHASAR VON AHLEFELD auf Heiligenstädten 1588, der das Gut für 12 000 Taler an den Herzog Franz II. verkaufte. Seitdem ist es Staatsdomäne.

F.-H.
 

1936/2 - 44
 

 

 

 

 

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